Dienstag, 21. August 2012

Breaking Bad S05E06 - Buyout


Es folgen wie immer meine Gedanken zur sechsten Episode der fünften Staffel von Breaking Bad, Buyout.

ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!


Opening
Wie bedrückend. Nach dem schockierenden Ende der letzten Episode (Dead Freight) sehen wir Walter, Mike und Todd zurück im „Hauptquartier“. Von Jesse (vorerst) keine Spur. Kein Gespräch, keine Hintergrundgeräusche, nur ein paar ruhige Klänge begleiten die Szenerie. Der erschossene Junge wird, so hart wie es jetzt auch klingen mag, auf altbekannte Weise „entsorgt“. Dabei achte man besonders auf Walter und dessen Blick. Ich möchte keine These aufstellen, was gerade in seinem Kopf vorgeht. Eine äußerst intensive Szene. Jesse tritt dann doch noch in Erscheinung, außerhalb des Gebäudes, denn das kann er sich nicht antun. Als er sich eine Zigarette anzündet, sieht man, wie sehr er zittert. Todd taucht auf und steckt sich ebenfalls einen Glimmstängel an. Ohne zu zittern. „Shit happens huh?“ (Todd). Zack. Das haben wir erwartet. Jesse klebt ihm eine. Aber richtig.

Todd
Todd muss sich dann den drei Amigos stellen, von welchen Jesse eindeutig die Position des Anklägers einnimmt. Ersterer versucht seine Tat zu rechtfertigen („I’m sorry, but I had to do it.“), Jesse hingegen will mit Todd überhaupt nichts mehr zu tun und ihm aus dem Geschäft haben. Es muss abgestimmt werden. Wieder einmal kommt es in Breaking Bad zum Duell Emotionalität (Jesse) gegen Rationalität (Mike). Walter befindet sich bezüglich diesen speziellen Themas (Mord eines Kindes, als Vater) in einer Grauzone, obwohl sich mit der Zeit gezeigt hat, dass er selbst in diesem Fall seine Gefühle beiseiteschieben und rational handeln würde. Es gibt drei Optionen: 1) Todd wird gefeuert, muss dementsprechend geschmiert werden, bleibt ein Risikofaktor usw. 2) Todd wird beseitigt. Keine Erklärung notwendig. 3) Todd bleibt im Team, wo er kontrolliert und im Auge behalten werden kann. Jesse will ihn raus haben, Walter und Mike wollen ihn behalten. Das bedeutet Spannung. Auch Mike zeigt sich am Ende dieser Szene etwas sauer, wusste auch er nicht, dass Todd beim Zugüberfall bewaffnet war. Mike hatte in diesem Fall keine Kontrolle gehabt, was ihn wurmt. Man darf gespannt sein, wie es mit Todd weitergeht.

Dead drop
Mike wird währenddessen weiterhin vom DEA überwacht. Diese erhoffen sich einen kleinen Teilerfolg, als sie Mike dabei beobachten, wie er ein dead drop platziert. Ich bitte euch. Doch nicht mit Mike. Als würde er es nicht wissen, wenn er beobachtet wird. Mike’s dead drop zauberte mir dann ein breites Grinsen ins Gesicht.

Doesn’t it feel good to get it off your chest?
Skyler stattet ihren Kindern bzw. nur Holly, Junior isoliert sich mehr und mehr, einen Besuch ab und Marie lässt gleich mal wieder die Hobby-Psychologin raushängen. Dabei öffnet sich Skyler sogar ein wenig, auch wenn es Marie in tausend Jahren nicht nachvollziehen werden kann. Sky erwähnt zumindest, dass sie Angst um ihre Kinder hat. Bei ihr zu Hause wären sie nicht sicher. „Not being safe from what?“ (Marie) „From us. From Walt and me.“ (Skyler) Das ist interessant. Entweder deckt sie Walter nach wie vor oder sie wird immer noch von Schuldgefühlen zerfressen, macht sich selbst Vorwürfe und zählt sich daher selbst als Gefahr für ihren Nachwuchs. Ich tippe auf letzteres, es hat sich oft genug angedeutet, dass auch sie von den Vorfällen in der Vergangenheit (Ted, Gustavo Fring) sehr mitgenommen wurde. Marie wiederum geht mir persönlich ein wenig auf die Nerven, denn es ist eine Anstrengung ihr dabei zuzusehen, wie sie versucht ihrer Schwester zu helfen, so nett sie es auch meinen mag. Aber auch das ist nichts neues.

Drew Sharp
Walter und Jesse sind „auf Arbeit“ und machen gerade Pause, da flimmert eine Nachrichtensendung über die Mattscheibe, welche über das verschwinden eines kleinen Jungen irgendwo in einem County von New Mexico berichtet. Natürlich wissen wir, welche Junge gemeint ist, und auch Walter und Jesse erkennen das Bild schnell wieder. Jesse ist prompt wieder sehr angeschlagen, seine Augen werden wässrig. Es sind nur Vermutungen, aber ist nahe liegend, dass ihm Gedanken an seine Ex-Freundin Andrea und ihrem Sohn Brock, für dessen Tod er beinahe verantwortlich gewesen wäre (Was wiederum ja nicht stimmt. Habe ich das richtig in Erinnerung Walter?). Es ist nicht einfach für ihn. Walter versucht ihn zu beruhigend, Jesse wird noch genügend Zeit für „soul searching“ haben. Als Jesse dann früher gehen darf, weil er anscheinend doch etwas Ruhe nötig hat, pfeift Walt tiefenentspannt ein Liedchen vor sich hin. Der Ausdruck in Jesse’s Gesicht sagt alles: Er ist fassungslos. Die Leichtigkeit Walt’s irritiert ihn, Mr. White nimmt das in seinen Augen alles zu gleichgültig auf. Jesse bekommt einen Anruf. Und dieser bringt einiges ins Rollen…

We’re out
Wir befinden uns in der Vamonos Pest-Garage/Büro und werden Zeugen eines Paukenschlags. Denn Mike steigt aus. Das DEA und die Feds gehen ihm langsam ziemlich auf den Geist, außerdem hat er einen Käufer für das gestohlene Methylamin an der Angel, für jeden sind gut 5. Mio. US-Dollar drin. Walt redet auf Mike ein, ohne Erfolg. So werden Jesse die Aufgaben Mike’s übertragen, doch auch dieser will aussteigen. Walt steht allein auf weiter Flur. Natürlich versucht er auch Jesse zu arbeiten, doch für Jesse scheint dieser Ausstieg auch der einzige Ausweg zu sein, die Belastung und den Druck loszuwerden. Auch wenn er die verlockende Summe von 5 Mio. US-Dollar als Grund angibt.

Increasing the market share
Mike und Jesse treffen sich mit dem potenziellen Käufer für das Methylamin. Es scheint auch alles geklärt zu sein, doch gibt es ein Problem, welches den ganzen Deal ins Wanken bringt: Der dritte Partner. Von dem hatte Mike dem Käufer nämlich nichts erzählt und es stellt sich heraus, dass der Käufer gar nicht so scharf auf das Methylamin, sondern eher auf das Verschwinden des „blue stuff“ von den Straßen ist. Das können aber weder Mike noch Jesse garantieren, wissen sie denn nicht, welch diabolische Pläne in Walter’s Kopf reifen. Das findet der Käufer natürlich gar nicht gut, deswegen heißt es ab jetzt alles oder nichts. Entweder er bekommt das gesamte Methylamin oder der Deal wird abgeblasen.

Jesse’s way
Jesse hat den ersten Versuch, Mr. White vom Deal zu überzeugen. Er wird sogar von Walt zu ihm nach Hause eingeladen, etwas ganz neues. Jesse ist immer noch aufgewühlt und umso eindringlicher versucht er, Mr. White vom Deal zu überzeugen. Und dann kommt er endlich auf das Thema zu sprechen, was mir schon Ewigkeiten auf der Zunge liegt: Was treibt Walter White an? Was will er erreichen, was ist sein Ziel, warum will er nicht aus dem Meth-Business aussteigen? Was sind die Gründe? Geld? Stolz? Ambitionen? Walt erzählt eine kleine Geschichte, welche deutlich macht, um was es geht. Einst stieg er aus einer frischgegründeten Firma (Grey Matter) aus und wurde dafür auch von seinen damaligen Partner entlohnt, 5000 Dollar gab es damals für Walt. Heute ist die Firma Milliarden wert. Das nagt an ihm, er hat eine Gelegenheit versäumt und das wird ihm bestimmt nicht noch einmal passieren. Es folgt der Satz dieser Episode: „I’m in the empire business.“ (Walter) Ein Imperium soll es sein. Vielleicht sogar ein Vermächtnis? Walt will etwas nachholen. Doch dafür hätte er sich vielleicht eine einfache Branche aussuchen sollen. Jesse bringt es auf den Punkt. „I don’t know. Is a meth empire really something to be that proud of?”

Dinner
Es folgt ein äußerst befremdliches Dinner mit Skyler, Walter und Jesse, da Jesse keine Ahnung hat, dass der Haussegen bei den Whites mehr als schief hängt. So findet sich dieser abermals zwischen zwei Fronten wieder, diesmal zwischen Mrs. und Mr. White. Skyler tut sich diese Farce (Walter hatte zusätzlich Marie noch von ihrer Affäre mit Ted erzählt) nicht lange an und verschwindet mit einem bis zum Rand gefüllten Glas Wein vom Essenstisch. Und Walt erzählt Jesse, was zwischen ihm und seiner Frau nicht stimmt. Spätestens jetzt bemerkt Jesse, dass Mr. White in letzter Zeit so einige Probleme zu bewältigen hatte bzw. nach wie vor hat. „This business [meth business] is all I have left now… And you wanna take it away from me.” (Walter)

Mike’s way
Walter versucht, dass Methylamin aus der Vamonos Pest-Garage zu stibitzen, doch wartet dort schon Mike auf ihn. Und jetzt ist er dran, Walter vom Deal zu überzeugen. Nicht, dass Walt eine Wahl hätte. Mike fixiert ihn und hält ihn fest, bis der Deal erfolgreich abgeschlossen wird. Walter wird seine 5 Mio. Dollar bekommen, soll aber bis dahin keine Dummheiten machen. Da Mike noch etwas Dringendes zu erledigen hat, lässt er Walter allein. Die Chance. Walt will sich irgendwie befreien und schafft das auch, selbst wenn er sich dabei höllische Schmerzen zufügen muss. Wie wir sehen können ist er zu allem bereit. Und das macht ihn so gefährlich.

A toll on Mike's physical and mental well-being
Saul Goodman (Bob Odenkirk) haben wir schon länger nicht mehr gesehen. Ein ulkiger Typ. Wie schafft er es, als Anwalt so erfolgreich zu sein? Das frage ich mich immer wieder. Er ist ein fähiger Rechtsvertreter, von seinem eigenartigen Aussehen und seiner teilweise fragwürdigen Arbeitsweise mal abgesehen. So verschafft er Mike im Angesicht Hanks, der fleischgewordenen DEA, ein bisschen Zeit, um den Methylamin-Verkauf abzuwickeln. Wenn es doch nur so einfach wäre...

Everybody wins
Denn als Mike zurück zum „Hauptquartier“ fährt und das Garagentor öffnet, ist der Methylamin-Tank weg. Wutentbrannt zieht er seine Waffe und stürmt ins Büro, wo Jesse zusammen mit Walter auf ihn wartet. Die Musik zieht sofort an und ganz kurz bekommt man das Gefühl, dass Mike’s Geduldsfaden endgültig zerrissen ist. Aber nur ganz kurz. Denn Walter hat einen Plan. Mike bekommt seine 5 Mio. Dollar, Jesse bekommt seine 5 Mio. Dollar und Walter bekommt sein Methylamin. „Everybody wins.“ (Walter) Aber wie?

Gesamteindruck
Sehr gut. Buyout hatte es nicht leicht, in die Fußstapfen von Dead Freight zu treten. Das musste diese Episode auch gar nicht, wählte sie doch auch ein ganz anderen Ton als die vorangegangene. Die Nachwehen Dead Freight’s werden deutlich und wie Walter, Mike und insbesondere Jesse damit umgehen. Ich wiederhole mich gerne, Bryan Cranston und Aaron Paul haben erneut ganz großes Schauspiel abgeliefert. Auch Jonathan Banks präsentiert sich stark wie eh und je, auch wenn die beiden Erstgenannten mehr im Zentrum dieser Episode stehen. Da Mike und Jesse aussteigen und Walter nun anscheinend auf eigene Faust weitermachen will, bin ich natürlich mehr als gespannt, wie es weitergehen wird. Wie schaut Walt’s Plan aus, ist der Ausstieg für Jesse wirklich so einfach, wie er ihn sich erhofft, welche Rolle wird Mike einnehmen etc. pp. Es gibt wieder einmal einige Fragen zu beantworten. Buyout mag auf den ersten Blick nicht die Kracherfolge wie Dead Freight gewesen sein, doch leitet sie möglicherweise abermals eine sehr interessante Wendung in Breaking Bad ein. Ich fiebere schon einmal Folge 7, Say My Name, entgegen.

Wie hat euch Buyout gefallen, was fandet ihr gut, was fandet ihr schlecht? Habt ihr irgendwelche Theorien, wie es weitergehen, wie Walt’s Plan aussehen könnte etc., dann schreibt sie in den Kommentarbereich, ich würde mich darüber und die anschließende Diskussion freuen. Weitere Anregungen, Meinungen oder Kritik gerne in den Kommentarbereich, auch das hilft mir weiter.

Am Sonntag, den 26. August, läuft dann schon die siebte und vorletzte Folge der ersten Hälfte der fünften Staffel von Breaking Bad, Say My Name. Dazu dann wieder alles hier, auf bommebastisch.blogspot.de.

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