Dienstag, 14. August 2012

Breaking Bad S05E05 - Dead Freight


Was für eine Folge. Das war ganz groß. Es folgen meine Gedanken zur fünften Episode der fünften Staffel von Breaking Bad, Dead Freight.

ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!


Opening
Typisch.Wir befinden uns einer steppenartigen Umgebung und beobachten, wie ein Junge mit seinem Motorrad durch die Gegend heizt. Bis er auf einmal anhält und eine Spinne erspäht. Fasziniert von diesem Tierchen verfrachtet er es in ein übliches Einmachglas. In der Ferne ist ein Zug zu hören… In dieser Szene ist auf den ersten Blick nichts Außergewöhnliches zu erkennen. Bis auf den Zug in der Ferne. Der Auftakt zu einer grandiosen Episode.

Skyler doesn’t love me any more
Die große Show des Walter White. Wie mich dieser Charakter fasziniert, anwidert, begeistert, den Kopf schütteln lässt. Walter stattet Hank in seinem neuen ASAC-Büro einen Besuch ab und legt die Karten offen auf den Tisch. Ein gebeutelter Mann, dessen Frau ihn nicht mehr liebt, Tränen kullern über seine Wangen, Walter hat die ganze Geschichte mit Skyler anscheinend doch ziemlich mitgenommen. Anscheinend. Denn als Hank dem betroffenen Walter einen Kaffee holen möchte und das Zimmer verlässt, zeigen sich Walt’s wahre Absichten. Flugs befestigt er Spionageelektronik an Hank’s Rechner, ebenso verwanzt er das Büro, sodass er und seine „Partner“ genau wissen, was bei seinem Schwager so abgeht. Walt ist so falsch und skrupel- und gewissenlos, doch das stört einen nicht mehr. Man erwartet solche Dinge von Walter. So weit sind wir schon.

Lydia
Interessant wird es dann, als der eigentliche Grund für die „Verwanzung“ von Hank’s Büro klar wird. Walter, Jesse und Mike sind sich nach wie vor nicht sicher, ob der Tracker am Methylamin-Fass von Lydia oder von der Polizei dort angebracht wurde. Mike lässt mal wieder eine seiner speziellen Fähigkeit aufblitzen und Lydia wird eiskalt ausgespielt. Wo Jesse noch nichts überstürzen möchte, ist sich Mike seiner Sache sicher (Herrlich: “Everyone sounds like Meryl Streep with a gun to their head.”). An Methylamin kommt man auch auf andere Weise, Walt nickt es ab und so scheinen die Tage von Lydia gezählt. Denkste. Denn wie es sich (in letzter Sekunde) herausstellt, hat das DEA-Büro in Houston, Texas das Fass markiert, und nicht nur dieses, sondern auch noch alle restlichen dazu. Dadurch ist das Madrigal-Lagerhaus vom Tisch und Lydia (welche einen persönlichen Erfolg und Aufschwung dadurch feiern kann) darf vorerst weiterleben.

Heist?
Nachdem das Lagerhaus tabu ist, wo bekommen Walter, Jesse und Mike ihr Methylamin her? Und wer hätte es gedacht, Lydia hat einen Vorschlag. Ein Zug mit allerlei Chemikalien an Bord, darunter auch eine beachtliche Menge an Methylamin, durchquert Halb Amerika, darunter auch New Mexiko, wo sich eine Gelegenheit bietet, das Methylamin zu „ergattern.“ Denn in New Mexiko durchfährt jener Zug sogenanntes Dark Territory bzw. eine Dead Zone. Sprich ein signalfreier Streckenabschnitt, mit keinen Kontaktmöglichkeiten zu wem auch immer. That’s where you do it.“ (Lydia) „That’s where we do what exactly?“ (Walt) “Get your methylamine.” (Lydia) “Like… rob it? Like JESSE James?” (Jesse) Oh boy. Ein Zugüberfall. Wie gut wäre das denn bitte? Mike stellt recht schnell klar, was bei so einem Vorhaben zu beachten ist und welche Risiken zu berücksichtigen sind. Der klassische Mike. Er hat Zweifel. Vor allem gegenüber Lydia. Kein Wunder, wollte diese ihn doch umbringen lassen. Zurück zum möglichen Zugüberfall. Ob ihr es mir glaubt oder nicht, aber just in diesem Moment als Lydia den Vorschlag machte, dachte ich sofort an das Opening dieser Episode. Das Geräusch eines Zuges in weiter Ferne. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich dermaßen angespannt und übertrieben neugierig, wie es in Dead Freight weitergehen würde.

The Junior-Insertion
Ein kurzer Einwurf. Holly und Junior sind bei Marie und Hank untergekommen, wollen doch Skyler und Walt etwas Zeit für sich haben, um diverse Probleme aus der Welt zu schaffen. Das denken zumindest Marie und Hank. Junior nimmt das ziemlich stark mit, möchte er doch wissen, warum er nicht mehr zu Hause wohnen darf. Ich bin wahnsinnig gespannt darauf, welche Rolle er in den letzten 11 Episoden von Breaking Bad (übergreifend) einnehmen wird. Wird er seinen Vater bis zum bitteren Ende so wahrnehmen wie bisher auch? Oder erfährt die Wahrheit über seinen Dad? Und, auf letzteren Fall bezogen, wie wird Junior dann darauf reagieren? Mal schauen, was sich Vince Gilligan einfallen lässt bzw. schon hat einfallen lassen.

Heist!
Die drei Amigos beraten sich erneut. Wir sehen ein klassisches Streitgespräch zwischen Walter und Mike, ein Auf- und Abwiegen der Möglichkeiten, Risiken etc. Und Jesse sitzt wie so oft zwischen zwei Stühlen. Doch dann hat er den (in dieser Staffel nach „Magnets bitch!“ in Live Free or Die bereits den zweiten richtig guten) Geistesblitz. Jesse James halt. Er hat die Idee, wie sie an das Methylamin auf dem Zug herankommen können…

Preparation
Es ist so cool. Prompt kommen in mir die Gefühle für einen Good Ol’ Western Train Robbery hoch. Walter, Jesse und Mike haben sich eine Stelle ausgeguckt, an welcher der „Überfall“ ablaufen soll. Es zeigt sich wieder einmal, dass Jesse doch ein helles Köpfchen besitzt. So wird an einer kleinen Brücke, welche der Zug überqueren wird, eine Grube ausgehoben, in welche zwei Tanks eingelassen werden. Einer davon ist leer, der andere mit Wasser gefüllt. Wenn der Zug zum Stehen kommt, wird der Tank-Wagon mit dem Methylamin angezapft und der Inhalt in einen der Tanks abgefüllt. Wenn dies geschehen ist, wird das Wasser aus dem anderen Tank in den ehemals mit Methylamin gefüllten Tank-Wagon geleitet. Dadurch entsteht der Eindruck, der Tank-Wagon wäre nach wie vor unangerührt und niemand schöpft Verdacht. Natürlich nur bis zu dem Zeitpunkt, wenn der Tank-Wagon an seinem Zielort geöffnet wird, doch da sind Walter, Jesse und Mike schon längst über alle Berge. Keine Zeugen, keine Probleme. Cooler Plan. Und das scheinen auch Walter und Jesse zu wissen (Mike - same procedure as every time – bleibt vorsichtig/ skeptisch), denn irgendwie merkt man ihnen an, dass sie sich schon selbst ein bisschen geil finden. Insbesondere, als sie Todd (Jesse Plemons) (Vamonos Pest) das Vorhaben erklären. Der junge Todd ist also offensichtlich als Helfer mit an Bord. Und das macht mich misstrauisch. Breaking Bad hat es geschafft, dass ich wirklich jeder Figur, sobald sie in Erscheinung tritt, sofort misstraue. Traue niemand. Und deswegen bin ich auch bei Todd skeptisch. Was ist das eigentlich für ein Typ? Wenn ich zu diesem Zeitpunkt der Folge gewusst hätte, wie es weitergeht…

Out burying bodies?
Eine kurze, aber wunderbare Szene. Skyler zickt mal wieder rum und bemerkt die verstaubte Kleidung Walt’s. „Out burying bodies?“ (Skyler). Kurze Pause. Und dann mit einer Lässigkeit und Coolness, die ihresgleichen sucht: „Robbing a train.“ (Walter) Skyler’s Blick. Unbezahlbar. In einer ganz eigenartigen Art ein wenig Genugtuung für Walter, sogar ein wenig Genugtuung für mich, den Zuschauer.

Now, go go go!
Und da ist er, dieser Moment in dem jener Teil in Dead Freight beginnt, welcher vielen, ach was rede ich, jedem, der diese Serie schaut, für immer in Erinnerung bleiben wird. Der Überfall. Die Ausführung des Plans. Großartig. Es liegt eine gewisse Anspannung in der Luft. Mit einem Shot aus der Ego-Perspektive des sich nähernden Zuges setzt die Musik ein, einfach aber effektvoll. Mit einem Lastwagen als Blockade auf dem nahe liegenden Bahnübergang wird der Zug langsam zum Stehen gebracht. Walter, Jesse und Todd warten unter der kleinen Brücke auf den Moment, an dem der Startschuss fällt. Der Zug hält, die Musik setzt aus. „Now, go go go!“ (Walter) Hektische, mitreißende Musik setzt ein. Walter, Jesse und Todd stolpern unter der Brücke hervor und rasen Hals über Kopf zu ihren jeweiligen Positionen. Während der „Lockvogel“ die Zugführer ablenkt, machen sich Jesse und Todd an den Tank-Wagon ran. Ein Rädchen greift ins andere, man kann die Anspannung in den Gesichtern der Beteiligten sehen. Es läuft. Wortwörtlich.

The Good Samaritan
Oh oh.” (Mike) Aus dem nichts taucht ein Ungetüm von Fahrzeug auf, mit einem äußerst hilfsbereiten Fahrer am Steuern. Für den ist es ein leichtes, den LKW, welcher die Gleise blockiert, vom Bahnübergang zu schieben. Die Blockade wird aufgelöst.

Hold it!
Tempo, Freunde. Mike drückt auf Tube, doch Walter will alles herauskitzeln. Die Spannung steigt unaufhörlich, beide Zugführer befinden sich wieder in der Lokomotive, doch der Methylamin-Wasser-Austausch ist noch nicht komplett. „Hold it! Hold it steady!“ (Walt) … „Now!“ Die Prozedur ist beendet, doch jetzt geht es erst richtig los. Der Zug kommt langsam wieder ins Rollen, Jesse und Todd müssen zusehen, dass sie den Tank-Wagon wieder verschlossen kriegen. Ersterer bleibt ungefährdet im Gleisbett liegen, letzterer springt vom anfahrenden Zug. Done. They made it. „Yeah bitch!“ (Jesse)

The Kid with the Motorbike
Walter, Jesse und Todd sind noch ganz aufgewühlt, da passiert es. Das, was diese Serie so besonders macht. Das, was uns als Zuschauer sofort wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Vor wenigen Sekunden haben wir uns noch mit den dreien gefreut, dass der Plan so gut funktioniert hat und sie ihn erfolgreich durchziehen konnten. Doch dann passiert es. Walt schaltet die Pumpe aus, doch wir hören weiterhin ein motorenartiges Geräusch. Walt sieht ihn als erstes. Dann Jesse. Dann Todd. Der Junge mit dem Motorrad. Er hat sie gesehen. Er winkt ihnen leicht ungläubig zu. Ein Shot auf das entgeisterte Gesicht Jesse’s, ein Shot auf das entgeisterte Gesicht Walt’s. Was geht in diesem Moment in ihren Köpfen vor? Todd winkt dem Jungen zurück. Und dann zieht er eine Waffe und erschießt ihn. Der Junge fällt zu Boden. Mit ihm das Glas mit der eingefangenen Spinne. Jesse’s „No!“ kommt zu spät. Ein schockierendes Ende. Ein Schlag in die Magengrube. Das ist Breaking Bad.

Gesamteindruck
Ist überragend übertrieben? Nein. Diese Episode war überragend. Man spürte förmlich, wie viel Spaß (während des Heist zum Beispiel) es den Darstellern gemacht haben muss, als sie Dead Freight gedreht haben. Das Sounddesign, die Kameraführung, der Heist an sich und dann natürlich das Ende. Dieses Ende wird einiges in Gang setzen. Insbesondere Jesse wird hart betroffen sein. Niemand sollte zu Schaden kommen, und vor allem kein kleines Kind. Ich würde gar behaupten, dass diese Folge schon den Anfang vom Staffelfinale markiert. Es ist einfach so ein Gefühl. Spekulativ: Es könnte zu einer Kettenreaktion kommen. Was ist mit Walter? Was ging ihm durch den Kopf, als Todd den Jungen erschoss? Seine Reaktion war in keiner Weise so dramatisch wie die von Jesse. War ihm bereits klar, was getan werden musste und was passieren würde? Hat er rational schon so weit gedacht, dass es nur eine Lösung für dieses „Problem“ geben würde? Und wer ist Todd wirklich? In dieser Konstellation nimmt er die Position von Mike ein und mich beschleicht das Gefühl, dass er mit diesem mehr zu tun haben könnte, als von Walter und Jesse gedacht. Nach dieser Episode war ich erst einmal ziemlich mitgenommen und musste eine Nacht darüber schlafen. Ein starkes Brett. Dead Freight. Fehlfracht. Oder einfach Ballast. Dies trifft hier in vielerlei Hinsicht zu.


Wie hat euch Dead Freight gefallen, wart ihr vom Ende ähnlich mitgenommen wie ich? Was ist euch aufgefallen, welche Fragen stellt ihr euch nach dieser Episode? Hinterlasst einen Kommentar, eure Meinung, Anregungen oder Kritik, ich freue mich darüber.

Am Sonntag, den 19. August, läuft Episode 6 der fünften Staffel von Breaking Bad, Buyout. Dazu dann wieder meine Gedanken hier, auf bommebastisch.blogspot.de.

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